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Auszeit mit Herz
Auszeit mit Herz
Bürgermeisterin hospitiert bei Tagespflege
Die 88jährige Erna S. (Name geändert) ist es gewohnt, dass sie freundlich und herzlich empfangen wird, wenn sie zu ihrer Auszeit ins „Babbelstübche“ kommt. Dieses Mal staunte Sie allerdings über ein neues Gesicht, das ihr irgendwie bekannt vorkam, als sie früh morgens als erste dort ankam. „Mein Name ist Lena Herget und ich helfe heute ein bisschen mit“, stellte sich die Frau vor, die sich im weiteren Verlauf des Gesprächs als die Bürgermeisterin von Reichelsheim herausstellte. „Ihr Gesicht kam mir doch gleich bekannt vor“, lacht Erna S. und ergänzt: „Ich bin hier überglücklich, vor allem wenn Rebecca da ist.“ Rebecca ist eine der engagierten Mitarbeiterinnen der Tagespflegeeinrichtung des Seniorenzentrums MENetatis im Reichelsheimer Stadtteil Weckesheim.
Ein sehr junges Team bestehend aus einer Fachkraft und zwei Betreuerinnen kümmert sich hier liebevoll und mit Begeisterung um die acht Tagespflegegäste. „Jetzt kommt die Kolonne“ ruft es durch den freundlich, hellen Betreuungsraum, womit der Bus gemeint ist, der die restlichen Tagespflegegäste zuhause eingesammelt hat und nun sicher vor der Tür des Seniorenzentrums aussteigen lässt. Freundlich und lachend steigen die ersten aus dem Bus. Die Tagespflege ist für die meisten Gäste eine willkommene Auszeit und Abwechslung. Das ist sie auch für die betreuenden Angehörigen, die sich durch dieses Angebot eine oftmals notwendige Betreuungspause gönnen können, in der wichtige Angelegenheiten erledigt werden oder man sich auch einfach nur mal ausruhen und den Akku wieder aufladen kann.
Nachdem alle angekommen sind und ihre Jacken und Taschen an den mit Namen markierten Kleiderbügeln aufgehängt haben, geht es erst mal in den großen Frühstücksraum, der frühlingshaft geschmückt ist und wo jeder Gast sein Namensschild vorfindet. Hier gibt es ein schmackhaftes Frühstück. Damit das alles reibungslos funktioniert, auf Allergien Rücksicht genommen wird und die passenden Medikamente zum richtigen Zeitpunkt verabreicht werden, ist ein ausgeklügeltes Organisations-System notwendig, das in dem Büro der Fachkraft erarbeitet wird. Aber das Frühstück ist viel mehr als nur eine Aufnahme von Essen oder Medikamenten: Es wird gescherzt, gelacht, massiert und das Wichtigste aus der Wetterauer Zeitung vorgelesen. „Wir wollen schließlich auf dem Laufenden bleiben, was in unserer Heimat passiert“, stellt eine aufmerksame Zuhörerin dazu fest.
An diesem Tag ist nur ein Mann unter den Damen im Babbelstübchen. Der 87-Jährige erkennt die Bürgermeisterin sofort und freut sich sehr. „Grüßen Sie mir ihre Oma ganz herzlich. Wir waren zusammen in der Herzsportgruppe. Es war herrlich, als ich noch im Verein aktiv war“, schwärmt er direkt. Das Erzählen, Erinnern und Reden ist ein sehr wichtiger Punkt in der Tagespflege. Beim Frühstück sitzt er neben einer Dame aus Echzell, die er bereits seit der Grundschule kennt - da hat man sich viel zu berichten.
Anschließend finden verschiedene Aktivitäten statt, wofür die großzügigen Räumlichkeiten bestehend aus Ruheraum, Therapieraum, Lese- und Aktivraum sowie Bad, Dusche, Küche und Esszimmer viele Möglichkeiten bieten. Dieses Mal startet nach dem Frühstück die Gymnastik. „Danach sind wir richtig munter“, freut sich eine der Teilnehmerinnen. Zwischendurch ist eine der wichtigsten Fragen seitens der Betreuerinnen: „Habt Ihr alle noch zu trinken?“ – bei allen spielerischen Aspekten kommt die Verantwortung für die Betreuung nie zu kurz.
Ein Höhepunkt der Woche ist der Besuch des 9jährigen Schäferhunds „Black“, der viele an ihre früheren Haustiere erinnert und der sich sichtlich über die zahlreichen Streicheleinheiten freut. Er kommt ein Mal in der Woche und hat hierfür eine besondere Ausbildung genossen. Den Stress der zahlreichen Hände, die auf ihn zukommen, lässt er nicht an sich ran, sondern er gehorcht brav, macht „Sitz“ und freut sich über die Leckerlies, die er als Belohnung erhält.
Zwischendurch gibt es noch ein schmackhaftes Mittagessen aus der hauseigenen Küche und bei Bedarf eine kleine Mittagspause. Auch die Kaffeepause mit etwas Süßem darf natürlich später am Tag nicht fehlen. Dazwischen wird noch getanzt, wobei sich auch die 94jährige Dame aus Beienheim lachend zur Musik bewegt. Mit Fliegenklatschen wird ein Ballon durch die Luft geschleudert, bei schönem Wetter gibt es Spaziergänge bis zum Bergwerksee und bei Bedarf kann man auch einen Termin beim Frisör vereinbaren, der extra dafür in die Einrichtung kommt. „Wir freuen uns auch auf die Eröffnung des neuen Spielplatzes nebenan. Dann kommt noch mehr Leben hier rein. Aber auch so ist uns hier nie langweilig“, erzählt eine Dame, ehe gegen 15.45 Uhr mit dem Satz „Ihr Wagen ist vorgefahren“ die Abholung angekündigt wird. „Ich bin sehr froh, dass es diese Einrichtung gibt“, betont sie noch, während sie in ihre Jacke geholfen bekommt.
Dem kann sich Bürgermeisterin Lena Herget nur anschließen: „Ich bin froh und dankbar, dass wir mit dem Seniorenzentrum MENetatis eine qualitativ hochwertige und sehr schöne Einrichtung vor Ort haben, die unser Leben im Alter würdevoll begleitet und angenehmer gestaltet“, so Herget. „Es war ein durchaus anstrengender aber sehr schöner und besonderer Einsatz am heutigen Tage. Die Rückmeldungen sind toll und die Dankbarkeit der Menschen gibt mir sehr viel. Wenn man von einem 87jährigen ganz nebenbei zugeflüstert bekommt, dass man als Bürgermeisterin einen tollen Job machen würde und er es super findet, dass ich mir dennoch die Zeit für einen Tag mit ihnen nehme, dann ist das schon sehr besonders und gibt viel Kraft“, berichtet Bürgermeisterin Herget, als sie in der Tagespflege Feierabend macht und ins Rathaus wechselt, um dort die liegen gebliebene Arbeit anzugehen. „Es war mir wichtig, einen persönlichen Eindruck von der Arbeit in der Tagespflege und der gesamten Betreuungssituation zu erhalten. Ich bin oft auf Geburtstagsbesuchen oder bei Veranstaltungen im MENetatis, aber durch den Arbeitsalltag erhält man nochmal einen ganz anderen Einblick. Ich möchte mich beim gesamten Personal des Seniorenzentrums sehr herzlich für ihren Einsatz und ihr außergewöhnliches Engagement bedanken.“
Während andernorts Tagespflegeplätze händeringend gesucht werden, sind im Seniorenzentrum MENetatis noch Plätze frei. Interessierte können sich gern an
MENetatis Tagespflege Babbelstübche
Dorn-Assenheimer Str. 19
menetatis.de/index.php/seniorenzentren/tagespflege-menetatis-reichelsheim

wenden. Auch „Schnuppertage“ sind möglich.