- Verwaltung & Politik
- Leben & Wohnen
- Freizeit & Tourismus
Fragenkatalog der Stadt Reichelsheim an TenneT
Der Magistrates der Stadt Reichelsheim und die in der Stadtverordnetenversammlung vertretenen Fraktionen haben folgenden Fragenkatalog verbunden mit der dringenden Bitte um Beantwortung in schriftlicher Form bis zum 24. August 2025 an den zuständigen Projektverantwortlichen geschickt. Die Antworten werden der Öffentlichkeit zur Verfügung gestellt und dienen der Vorbereitung auf die Stadtverordnetenversammlung am 28.08.2025.
1. Notwendigkeit und Standortwahl
- Nach welchen konkreten Kriterien wurde der favorisierte Standort in unmittelbarer Nähe zu Beienheim, Dorn-Assenheim, Weckesheim, Dorheim und Bauernheim ausgewählt?
- Warum wurde der Standort bei Rödgen/ Schwalheim verworfen?
- Wie wurden naturschutzfachliche, agrarstrukturelle und raumordnerische Aspekte bei der Standortentscheidung gewichtet?
- Welche netztechnischen Engpässe rechtfertigen genau diesen Standort und die geplante Dimension (ca. 30 ha)?
- Welche Standortalternativen (z. B. Industrie-, Konversionsflächen, bestehende Umspannwerke, Kuppelstellen) wurden geprüft und warum verworfen?
- Wurde eine modulare oder Mehrstandortlösung zur Flächenminimierung in Betracht gezogen?
- Welche Rolle spielt das Umspannwerk im Netzentwicklungsplan 2037/2045 (z. B. Leistungsdaten, Netzknotenfunktion, Einbindung von Einspeisern)?
- Gibt es technologische Alternativen (z. B. GIS, Hybridlösungen), die den Flächenbedarf reduzieren könnten?
- Ist ein Umspannwerk dieser Größe an genau diesem Standort zwingend erforderlich?
- Könnten vorhandene Infrastrukturen erweitert werden, um den Neubau zu vermeiden oder zu verkleinern?
- Ist es möglich, kleinere Einheiten an besser geeigneten Standorten (z. B. Industriegebiete) zu errichten?
2. Landwirtschaft, Flächenbedarf und Bodenschutz
- Wie viele Hektar landwirtschaftliche Fläche werden dauerhaft versiegelt und welcher Qualitätsstandard (Bodenwert, Ackerzahl) liegt vor?
- Warum sollen hochwertige Ackerflächen genutzt werden, statt Flächen mit geringerer Bodenqualität?
- Wie viele landwirtschaftliche Betriebe sind direkt oder indirekt betroffen (Pacht, Eigentum, Bewirtschaftungslogistik)?
- Welche langfristigen Einschränkungen entstehen für die Landwirtschaft (Zufahrten, Leitungsrechte, Ausgleichsflächen)?
- Wie wird der Verlust der hochwertigen Ackerflächen kompensiert (Flächenpool, Ausgleichsflächen, Nutzungsentschädigungen)?
- Gibt es Pläne für Ausgleichs- oder Ersatzmaßnahmen und werden dafür erneut hochwertige Flächen beansprucht?
- Wurde eine Minimierungs- oder Null-Versiegelungsvariante geprüft (z. B. Aufständerungen, multifunktionale Nutzung)?
3. Umwelt-, Natur- und Klimaschutz
- Welche Auswirkungen sind auf Flora, Fauna, Bodenökologie, Grundwasserschutz, Trinkwassergewinnung und Bodenerosion zu erwarten?
- Ist das Vorkommen schützenswerter Arten (z. B. Wiesenweihe, Feldlerche) bekannt und wie wird darauf Rücksicht genommen?
- Wird eine vollständige Umweltverträglichkeitsprüfung (UVP) mit Variantenvergleich durchgeführt?
- Welche Biodiversitäts- und Agrarökosystemleistungen gehen verloren und wie werden diese bilanziert und kompensiert?
- Wie wird der CO₂-Fußabdruck des Projekts (Bau, Betrieb, Versiegelung) erfasst und kompensiert?
4. Emissionen, Gesundheit und Sicherheit
- Welche Emissionen (elektromagnetisch, akustisch, thermisch, lichttechnisch) sind vom Umspannwerk zu erwarten?
- Welche Auswirkungen haben diese Emissionen auf Menschen, Tiere und umliegende Wohnbereiche?
- Wer trägt die Verantwortung für die Sicherheit der kritischen Infrastruktur und wie wird diese gewährleistet?
- Welche Sicherheits- und Notfallkonzepte sind vorgesehen ( z.b. bei Brand, Extremwetter)?
- Welche Auswirkungen hat der Bau eines Umspannwerkes auf den kommunalen Brandschutz? Wird zusätzliche Technik benötigt? Wenn ja, wer trägt diese Kosten?
5. Infrastruktur, Bau und Betrieb
- Welche zusätzliche Infrastruktur (Zufahrtswege, Betriebsgebäude, Versorgungsleitungen, Drainagen) ist erforderlich?
- Führt dies zu weiterer „Bodenversiegelung“ oder Eingriffen in bestehende Wege-, Feld- oder Wasserstrukturen?
- Wo genau sind die Zufahrten geplant und müssen Wege dauerhaft ausgebaut/verbreitert werden? Wie breit müssen sie sein?
- Wird der Bau weitere Bauten oder Nutzungen am Standort nach sich ziehen?
- Wie lange ist die geplante Lebensdauer des Umspannwerks?
6. Verfahren, Genehmigung und Beteiligung
- Welches Genehmigungs- und Bodenordnungsverfahren wird angewendet und wie läuft es konkret ab?
- Wann und in welcher Form werden Stadt, betroffene Eigentümer und Grundstücksnutzer beteiligt?
- Können Eigentümer bei Nicht-Einwilligung zwangsweise enteignet oder Flächen zugewiesen werden? Wie erfolgt eine Entschädigung?
- Wann wird das Planfeststellungsverfahren eingeleitet und welche Behörde ist zuständig?
- Welche Planungs- und Genehmigungsschritte mit Zeitplan und Meilensteinen sind vorgesehen?
- Welche Bürgerbeteiligungsformate sind geplant (Bürgerversammlungen, Sprechstunden, Workshops)?
- Welche Gutachten, Lastflussberechnungen und Standortberichte stellt TenneT der Öffentlichkeit zur Verfügung?
- Wie wird Transparenz bei der Standortwahl und Planung sichergestellt (z. B. Bewertungsmatrix, Parameter, Gewichtungen)?
- Wie wird ein „lernendes Verfahren“ gewährleistet, das neue technische und planerische Erkenntnisse berücksichtigt?
7. Entschädigung, Ausgleich und Wirtschaftlichkeit
- Nach welchem Modell und auf welcher Bewertungsgrundlage werden Eigentümer und Bewirtschafter entschädigt?
- Gibt es Beteiligungs- oder Gewinnmodelle für Kommunen und Landwirte (z. B. Standortdividende, regionale Fonds)?
- Wie werden die Flächen steuerlich veranlagt?
- Wie werden Produktionsausfälle, Umwege und Betriebskosten angemessen ausgeglichen?
- Wie hoch sind die Gesamtinvestitionskosten (inkl. Leitungsanbindung, Ausgleichsmaßnahmen, Erschließung) und wer trägt diese?
- Welche wirtschaftlichen Vorteile entstehen für die Region Frankfurt/Rhein-Main, und welche Belastungen verbleiben in der Wetterau?
- Welche Regelungen gelten bei Kostensteigerungen, Verzögerungen oder Fehlplanungen (Risikopuffer, Haftung)?
8. Rückbau und langfristige Verantwortung
- Wie ist der Rückbau am Lebensende des Umspannwerks geregelt?
- Wer trägt die Verantwortung und Kosten für Finanzierung und Wiederherstellung der Bodenqualität?