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„Inklusion kommt nicht von selbst und geht uns alle an“
Viele denken bei Inklusion in erster Linie an Menschen mit Behinderung. Es gibt aber auch eine weiter greifende Definition der Inklusion: „Jeder Mensch soll sich gleichberechtigt und unabhängig von Behinderung, sozialer Herkunft, Geschlecht, Alter, sexueller Orientierung oder sonstiger individueller Merkmale und Fähigkeiten an allen gesellschaftlichen Prozessen beteiligen können.“ Um das zu erreichen, rief die Aktion Mensch 2016 per bundesweiter Ausschreibung Städte und Gemeinden auf, sich für das Programm „Kommune inklusiv“ zu bewerben. 129 Bewerbungen gingen ein, fünf Städte wurden als Modellkommunen ausgewählt. Eine davon ist die Verbandsgemeinde Nieder-Olm in Rheinhessen. Hier verschaffte sich kürzlich die Reichelsheimer Bürgermeisterin Lena Herget gemeinsam mit Rainer Gimbel vom Verein yourplace e.V. einen Überblick zu den Aktivitäten im Rahmen von „Kommune Inklusiv“, die damit verbundene Pionierarbeit sowie Erfahrungen der Verbandsgemeinde.
„Ich halte es für eine sehr wichtige Aufgabe unserer Gesellschaft, dafür zu sorgen, dass alle Menschen ganz selbstverständlich gleichberechtigt und selbstbestimmt am gesellschaftlichen Leben teilnehmen können“, so Bürgermeisterin Herget. „Es ist spannend und interessant, was hier im Rahmen des Projekts ‚Kommune inklusiv‘ auf den Weg gebracht wurde. Inklusion passiert nicht einfach so, sie benötigt entsprechende Rahmenbedingungen. Ich gehe mit vielen guten Anregungen und diesbezüglichen Ideen zurück an die Arbeit in meiner Heimatstadt.“
Ihr Bürgermeisterkollege Ralph Spiegler berichtete von dem Weg seiner Kommune. Seit 2017 engagiert sich die Verbandsgemeinde Nieder-Olm für eine inklusivere Gesellschaft und geht einen mutigen und zugleich inspirierenden Weg. In Zusammenarbeit mit vielen Akteuren wird eine besondere Vision gelebt. Mit der einstimmigen Verabschiedung der Inklusionsstrategie hat man es sich zur Aufgabe gemacht, Inklusion ganz selbstverständlich mitzudenken und auf allen Ebenen zu leben.
Ziel von Kommune Inklusiv ist es, dass sich alle Menschen zugehörig fühlen: Menschen mit und ohne Behinderung, mit und ohne Migrationserfahrung, jung, alt, arm und reich, Mann, Frau und Kind. Zusammen mit Mitarbeitern aus den Kommunen, Selbsthilfevereinen und Verbänden hat sich die Aktion Mensch in der Vorbereitung für Kommune Inklusiv Gedanken gemacht, wie Inklusion gelingen kann. Dafür hat sie Umfragen gestartet und Diskussionsrunden veranstaltet. Es haben sich vier Bedingungen herauskristallisiert, die besonders wichtig sind für Vielfalt in der Gesellschaft, Teilhabe aller Menschen und gegenseitigen Respekt. Diese sind „Bewusstsein für Inklusion“, „Aktive Kommune“, „Gestärkte Akteure“ und „Professionelle Vernetzung“. Kommune Inklusiv will diese Bedingungen verwirklichen.
Bürgermeister Spiegler, Annette Hambach-Spiegler (Abteilungsleitung Bürgerdienste) und Nina Flick (Koordinatorin Kommune Inklusiv) berichteten den Wetterauer Gästen über die Herausforderungen und Erfolge auf diesem Weg. In einem intensiven und offenen Dialog tauschte man sich über die Bedeutung und Umsetzung einer inklusiven Gemeinde aus. Alle waren sich einig, dass dieser Weg nicht ohne Rückschläge und Hindernisse ist. Genau deshalb sind Mut und Entschlossenheit gefragt, getragen von einer Verwaltung und Politik, die sich mit ganzem Herzen für diese Sache einsetzen.
"In einer inklusiven Gesellschaft wird niemand ausgegrenzt und Unterschiedlichkeit nicht bloß toleriert, sondern als selbstverständlich betrachtet. Wenn alle Menschen dabei sein können, bei Bildung, der Arbeit, beim Wohnen und in der Freizeit, ist es normal verschieden zu sein" – so Rainer Gimbel abschließend.