Blick auf das historische Rathaus in Reichelsheim Bingenheimer Str. 33

Reichelsheimer Wald im Wandel

Die Frühlingssonne bahnte sich ihren Weg durch die Bäume und strahlte warm auf den Waldweg, als die neue Revierförsterin Anna Lena Böhler sich mit Reichelsheims Bürgermeisterin Lena Herget im Wald bei Blofeld traf, um sich über den Zustand des rund 320 Hektar großen Forstgebiets, die kommenden Herausforderungen und die künftige Zusammenarbeit auszutauschen.

Der Stadtwald steht vor großen Veränderungen. Bereits im Rahmen des Neujahrsempfangs informierte Böhler gemeinsam mit ihrem Kollegen Christoph Backhaus von Hessen Forst über die aktuelle Situation. Die Baumartenverteilung zeigt, dass 50 % des Bestandes aus Buchen bestehen, gefolgt von 25 % Eichen sowie weiteren Laub- und Nadelbäumen. Doch gerade die Buche, die lange als Hauptbaumart galt, leidet zunehmend unter den veränderten klimatischen Bedingungen. Mischbaumarten wie Eiche, Lärche, Ahorn und Esche gewinnen an Bedeutung, um das Risiko von Bestandseinbrüchen zu verringern.

Extreme Wetterereignisse, Trockenheit und Schädlingsbefall haben in den letzten Jahren deutliche Spuren hinterlassen. Schon vor 2018 führten Trockenschäden und Krankheitserreger zu Verlusten bei alten Buchen, Ahorn und Eschen. Besonders betroffen ist der Fichtenbestand, der durch den Borkenkäferbefall zu 80 % verschwunden ist. Seit 2018 haben sich diese Probleme durch anhaltende Trockenperioden und Stürme weiter verschärft.

Auch der Einfluss des Schalenwilds stellt eine große Herausforderung dar. Eine neue Vergleichsfläche zeigt, dass der Verbiss an jungen Bäumen derzeit bei 56,3 % liegt – ein Wert, der die natürliche Verjüngung des Waldes stark beeinträchtigt. Um das Gleichgewicht wiederherzustellen, empfiehlt Hessen Forst eine deutliche Erhöhung des Abschusses durch die Jagdpächter.

„Unser Stadtwald hat eine enorme Bedeutung – sowohl als Naherholungsgebiet als auch für Klimaschutz, Biodiversität und die nachhaltige Holzproduktion“, betont Bürgermeisterin Lena Herget. „Ich freue mich, dass wir mit Anna Lena Böhler eine kompetente Ansprechpartnerin haben, die sich um die Entwicklung und Zukunft unseres Waldes kümmert.“

Böhler ist in Schotten im Vogelsbergkreis aufgewachsen und fand durch ein Schülerpraktikum im Forstamt früh ihre Leidenschaft für den Wald. Sie studierte Forstwissenschaften und Waldökologie an der Georg-August-Universität Göttingen und absolvierte anschließend den Vorbereitungsdienst am Forstamt Wettenberg. Besonders begeistert sie die Vielfalt des Forstberufs: „Die tägliche Arbeit in der Natur, die Herausforderungen des Klimawandels und die Möglichkeit, aktiv an der Zukunft des Waldes mitzuwirken, machen diesen Beruf für mich so spannend.“

Um den Bürgerinnen und Bürgern die Möglichkeit zu geben, ihre Anliegen direkt zu besprechen, bietet die neue Revierförsterin eine offene Sprechstunde an. Jeden Donnerstag von 17:00 bis 18:00 Uhr können Interessierte im Forsthaus Ober-Widdersheim (Forststraße 8, 63667 Nidda) ihre Fragen stellen und sich über die aktuellen Entwicklungen im Stadtwald informieren. Der persönliche Austausch soll helfen, den Wald gemeinsam zukunftsfähig zu gestalten und die Anliegen der Bevölkerung frühzeitig zu berücksichtigen.